Warum liegen gebliebenes Laub wichtiger ist als perfekt gemähter Rasen

Laub Blätter Orange Herbst Warum liegen gebliebenes Laub wichtiger ist als perfekt gemähter Rasen

Ein einziger Quadratmeter Laub kann bis zu 100 verschiedene Insektenarten beherbergen – und doch wird er vielerorts im Herbst eilig weggeblasen. Ordnung gilt vielen im Garten als oberstes Prinzip. Dabei zerstören wir durch diese Gewohnheit nicht selten genau das Leben, das wir eigentlich schützen wollen.

Muss wirklich jedes Blatt weg? Oder steckt im vermeintlichen Chaos vielleicht ein Schlüssel zur Artenvielfalt? Dieser Artikel beleuchtet, warum wir beim Thema Laub dringend umdenken sollten – auch mit Hilfe von Blattfreunde und anderen naturnahen Ansätzen.

 

 

Lebensraum unter der Laubdecke: Warum Herbstlaub kein Abfall ist

 

Für Igel ist Laub ein Winterbett. Für Amseln ein Buffet. Für Käfer ein sicheres Versteck. Wer die herbstlichen Blätter einfach wegrecht, entfernt nicht nur ein optisches Ärgernis – sondern zerstört ein komplexes Mikrohabitat. In den kleinen Hohlräumen zwischen Laub und Boden herrschen stabile Temperaturen, Feuchtigkeit bleibt länger erhalten, organisches Material wird langsam zersetzt. Genau diese Bedingungen sind essenziell für viele Bodentiere. Sie überleben, weil Laub liegen bleibt.

Ein sauber geharkter Rasen ist dagegen aus ökologischer Sicht ein lebloses Feld. Kein Schutz, keine Nahrung, keine Struktur. Gerade im Herbst, wenn viele Tiere nach Rückzugsorten suchen, wird die Laubschicht zur Überlebensfrage. Wer sie bewusst stehen lässt, unterstützt Insekten, Regenwürmer, Amphibien – und am Ende auch Vögel und kleine Säugetiere. Wer Inspiration für passende Gartenstrukturen sucht, wird bei Plattformen wie Blattfreunde fündig, die sich auf naturnahe Gestaltung spezialisiert haben.

 

Mikroklima und Nährstoffkreislauf stärken

 

Doch Laub ist mehr als nur Unterschlupf. Es wirkt wie eine isolierende Decke für den Boden. Regen wird gebremst, Verdunstung reduziert. In heißen Sommern bleibt die Feuchtigkeit länger erhalten, in kalten Wintern bleibt der Boden frostfrei.

Mit der Zeit zersetzen Mikroorganismen das Laub, es entsteht Humus – einer der fruchtbarsten Bodenbestandteile überhaupt. Ganz ohne Dünger verbessert sich so die Bodenstruktur. Das Ergebnis: gesündere Pflanzen, mehr Artenvielfalt, geringerer Pflegeaufwand.

 

Ordnung oder Ökologie: Wie sich unser Gartenbild verändert hat

 

Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Garten vor allem Nutzfläche. Obstbäume, Kompost, Beete – alles hatte seine Aufgabe. Dann kam die Zeit der Ziergärten: kurzgeschnittener Rasen, Thujas als Sichtschutz, Kiesbeete mit Unkrautvlies. Das Ideal war makellos. Laub passte da nicht hinein. Heute beginnt sich dieses Bild zu wandeln – langsam, aber spürbar.

Viele Hobbygärtner entdecken gerade wieder die Freude am „wilden Garten“. Sie lassen Ecken verwildern, mähen seltener, pflanzen heimische Arten. Nicht aus Nachlässigkeit, sondern aus Überzeugung. Denn immer mehr Menschen erkennen: Natur lässt sich nicht steuern wie ein Rasenroboter. Sie lebt von Vielfalt, Übergängen, Unordnung. Und genau darin liegt ihre Schönheit.

Der Begriff von Schönheit im Garten ändert sich. Statt geometrischer Strenge zählt nun oft der Eindruck: raschelndes Laub unter den Füßen, summende Insekten im Spätherbst, das Farbspiel verwelkender Blätter. Wer Laub nicht mehr als Müll, sondern als lebendiges Material begreift, sieht plötzlich neue Gestaltungsmöglichkeiten. Wege aus Holz, von Laub gesäumt. Beete, die von zerfallenden Blättern genährt werden.

 

Wie du Laub sinnvoll im Garten nutzt

 

Liegen lassen bedeutet nicht: einfach ignorieren. Je nach Bereich im Garten lässt sich Laub gezielt einsetzen. Auf Beeten bildet es eine natürliche Mulchschicht, die Unkraut unterdrückt und gleichzeitig den Boden schützt. Unter Sträuchern sorgt es für Nährstoffe und fördert das Bodenleben. Auch im Kompost ist es wertvoll – wenn es mit „grünem“ Material wie Rasenschnitt oder Gemüseabfällen gemischt wird, entsteht nährstoffreicher Kompost.

Wichtig ist, dass feuchtes Laub nicht auf Wegen oder Terrassen liegen bleibt – dort kann es rutschig werden. Aber statt es wegzuwerfen, lässt es sich einfach umverteilen. Auch empfindliche Pflanzen profitieren: Eine Laubdecke schützt Stauden oder Rosen vor Frost, wenn sie gut verteilt und mit etwas Reisig fixiert wird.

 

Igelburgen und Nützlingsquartiere

 

Besonders spannend wird es, wenn du gezielt Laubhaufen anlegst. An einem ruhigen, schattigen Ort, vielleicht hinter dem Gartenschuppen oder unter einer Hecke. Dort entstehen Igelquartiere, Krötenverstecke, Überwinterungsplätze für Marienkäfer oder Florfliegen. Mit wenigen Handgriffen wird aus einem vermeintlichen Abfallprodukt ein Lebensraum – und du musst weder etwas kaufen noch bauen. Die Natur übernimmt den Rest.

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